caj grubenfahrt 24Das Jahr 2010 beginnt mit einem echten CAJ-Highlight, heißt es doch am 1. Februar im CAJ Diözesanverband Essen: Kommse mit auffe Zeche?! Im Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop starten wir mit einer Grubenfahrt unser „CAJ geht 2010“ Programm. Es dafür ging´s janz weit nach unten! Offensichtlich hatten wir alle eine Menge Spaß und freuen uns euch über unser Abenteuer nahe dem "Mittelpunkt der Erde" hier zu berichten.

Schon mittags trafen wir uns auf dem Gelände von Prosper Haniel, wissbegierig und gespannt bis in die Haarspitzen. Nach einer kleinen Einführung zum Thema Bergbau in Deutschland und zu allen Aktivitäten von Prosper Haniel mit allen wichtigen Daten und Fakten, hieß es dann schließlich: "Ab inne Kaue mit Euch!"

Inne Kaue, den Umkleidekabinen der Bergleute, wurden wir dann in die Wissenschaft der Bergmannskluft eingewiesen, um uns anschließlichend selbst die Kluft über zu schmeißen. Die Bergmannskluft gab es natürlich nur in Männergrößen, sodass der Schlüpper bei den Mädels zur Abwechslung mal nicht zwickte, saß der Anzug doch insgesamt seeeeeehhhr locker ;-) Der Dank gilt dem Gürtel in der Bergmannsbuxxe, der alles weiterhin fest zusammenhielt. Zusätzlich trugen wir noch einen Sicherheitsgürtel, der mit Batterie für die Bergmannslampe und dem Filterselbstretter, ein Atemschutzgerät, welches das giftige Kohlenmonoxid umwandelt, ausgestattet war und damit gute 2,5 Kg wog! Der Gürtel forderte den geradezu zu sportlichen Höchstleistungen auf.

Gut ausgestattet mit Stahlkappenschuhen, Schienbeinschoner, Helm, Brille usw. ging es dann schließlich los zum Aufzug. Der angebotene Schnupftabak wurde von fast allen dankend abgelehnt, warteten doch noch ganz andere Gefahren auf uns.

In weniger als 100 Sekunden rauschten wir dann rund 1000m tief unter die Erde! Um uns herum war es laut und sehr dunkel, einzig unsere Bergmannslampen erleuchteten den Aufzug. Unten angekommen war der erste Eindruck überraschend: "Mh, is ja gar nich so warm hier…" hörte man jemanden murmeln, worauf unser Führer uns trocken erklärte: "Ja, nee, is‘ ja klar: die Frischluft kommt ja auch von oben, und da wir draußen ca. -5 Grad haben…und Winter is‘, merkse das auch hier unten.“ Und wieder hatten wir was gelernt. Dann gingen wir auf Wanderung und langsam bewegten wir uns durch die U-Bahn großen Tunnel. Nach 1,5 Std. Marsch erreichten wir schließlich die Abbaustelle. Vorher machten wir an verschiedenen Stationen halt und erfuhren noch mehr über den Bergbau und die vielen Begriffe, die ein echter Bergmann kennen muss.... Streb, Teufe, Bewetterung usw. Wir hatten das Glück, dass uns ein zusätzlicher Bergmann (von allen Heini genannt) begleitete und mit einer Spezialkamera und Spezialblitz unsere tollen Erfahrungen festhielt. Normale Elektronische Geräte sind dort unten strengstens verboten, da schon der kleinste Funke eine Explosion auslösen könnte.

Daten und Fakten

• Einst gab es 140 Zechen in Deutschland, heute sind es nur noch 4 im Ruhrgebiet, zusätzlich eine im Münsterland und eine im Saarland

• 2012 wird der Bundestag entscheiden, ob 2018 der Bergbau endgültig beendet wird

• Zur Zeit arbeiten im Ruhrgebiet etwa 25.000 Bergleute (Stand 2008)

• Absatzmarkt: 76% an Kraftwerke, 21 % Stahlindustrie, 3% Wärmemarkt

• von Subventionen 2007 insgesamt (143 Mrd. Euro) erhielt der Bergbau 3,1 Mrd. Euro, der Steinkohlebergbau davon 2,5 Mrd. Euro, zum Vergleich: die Land/Forstwirtschaft erhält 10,7 Mrd. Euro

• wenn der Kohlepreis hoch ist, ist die RAG in der Lage Teile der Subventionen zurückzuzahlen

• zu Beginn des Ausbildungsjahres 09/10 starteten 300 junge Menschen bei der RAG im Steinkohlenbergbau ihre Ausbildung, meist mit den Schwerpunkten Maschinen- und Elektrotechnik. Insgesamt sind zur Zeit ca. 1.340 Auszubildende bei der RAG beschäftigt

• seit der Unternehmensgründung (1968) absolvierten insgesamt 100.000 junge Menschen eine Ausbildung bei der RAG

• Weitere Infos:www.rag-deutsche-steinkohle.de

Doch nun zurück zum Kohle-Abbau und dem Ort an dem sie abgebaut wird. Endlich waren wir nun also an Ort und Stelle angelangt, der in der Sprache der Bergmänner auch Streb genannt, wird. Hier wurde es nun auch etwas ungemütlicher. So stieg nicht nur die Lautstärke an, auch mit den weiträumigen Gängen war es fortan auch vorbei. Bücken war angesagt, beträgt die Deckenhöhe hier doch nur noch maximal 1,5m! Während in unserem Nacken die Schilde zu sehen waren, die die Decke des Strebs abstützen und hydraulisch bewegt dem Abbau folgend mit rücken; befand sich direkt vor uns ein schmales Förderband, vor diesem wiederrum der Kohlenhobel sitzt, ein Gewinnungsgerät das am Flöz entlang gezogen wird und mit Meißeln die Kohle aus dem Flöz herausschneidet. Plötzlich ertönte ein lautes Warnsignal und man bat alle sich doch schnell etwas zurückzulehnen. Was folgte was ein lautes KRACHEN! Der Kohlenhobel bewegte sich, fuhr an uns vorbei, bevor direkt vor unserer Nase ein Riesenstück Kohle von der schwarzen, leicht glitzernden Wand abfiel...wieder KRACH! Wir waren beeindruckt.

Wenig später verließen wir die Abbaustelle und einige von uns waren merklich froh dem schmalen Gang "entkommen zu sein". Es folgte eine weitere Wanderung in Richtung Aufzug. Indem wir auf einem Förderband aufsprangen und mitfuhren, kürzten wir dann den Rückweg deutlich ab. „Jetz‘ alle aufs Band, auf den Bauch flach hinlegen und ab geht‘s!“ Etwas ruckelig, aber auch lustig! Und auch viel bequemer!! Vor allem aufgrund der schweren Kleidung war der Marsch doch auch schon bis jetzt ganz schön anstrengend gewesen. Oben angekommen waren alle einfach nur noch glücklich, als nach dem Duschen eine deftige Gulaschsuppe mit Brötchen auf uns wartet. „Da hat jeder mindestens einmal Nachschlag genommen“, berichtete grinsend eine Teilnehmerin.

Mit vielen neuen Eindrücken und Infos rund um den Bergbau verlassen die CAJler schließlich wieder das Zechengelände. Alle haben es wieder heile nach oben geschafft. Glück auf!

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